Henri Dunant Stadion, 1964 Zuschauer
"Alle Jahre Wieder... spielen wi - ir gegen Eintrach Graz..." sangen aufgebrachte ROB-Fans vorm Haupt-Quartier der Grün Blauen Kulttruppe mitten im Herzen Europas zur Melodie, des allseits beliebten Weihnachtslieds. Klar, sie waren sichtlich schwerst betrunken, allerdings nahm Manager Schwoch sofort sein Telefon zur Hand und wollte für nächsten Mittwoch ein Testspiel gegen die Eintracht aus Graz ausmachen. Jedoch läutete das Handy noch ehe er wählen konnte. Am anderen Ende der Leitung war überraschenderweise der Kollege von der Eintracht und im Hintergrund lautstarkes Gegrölle: "Alle Jahre wieder...!"
Nach dieser Bestätigung dass die Freundschaft zwischen den Managern auch auf die Fans übergegangen war, gings also ab nach Graz ins Henri Dunant Stadion. Der Namensgeber ist übrigens Schweizer nicht Franzose, wie uns die Geschichte lehrte.
1964 Zuschauer strümten die Tribünen und machten sich gleich mal gemeinsam rund um die Bierstände breit. Graz gegen Wels, ein langjähriges Duell in der Liga, nun auch als Freundschaftsspiel.
3-5-2 gegen 3-5-2 und einige Namen auf dem Rasen kamen einem schon ziemlich bekannt vor. ROB setzte erneut auf totale Offensive über die Flügel, während die Grazer ab durch die Mitte wollten. Interessante Ausgangslage, die allerdings zu Beginn des Spiels wenig Chancen zuließ.
Erst nach knapp einer halben Stunde mußte ein Torhüter eingreifen. Und es war Franz Singh von ROB, der gleich mal den Ball aus dem Tor holen durfte. Koert Middelhoven hatte ihn mit einem flachen präzisen Schuß überlistet.
4 Minuten später jedoch auch schon der Ausgleich. Der heute äußerst aggressiv wirkende "Verlorene Sohn" Jeremey Baert schoß mit einem unglaublich kraftvollen Antritt durch die Abwehrreihe zum 1:1 ein! Mit der geballten Faust und dem Griff auf das ROB-Logo zeigte er auf, dass er wieder für die Erste bereit wäre.
Was die Anfangsphase vermissen ließ, zeigten die letzten 15 Minuter der Erste Hälfte. Totale Offensive, und zwar vor allem von den Gastgebern. Stelvio Nardelli rannte an "Gaucho" Galperin vorbei wie nichts und netzte in der 36ten Minute zum 2:1 ein. Da merkte man dem Argentinier im ROB-Dress an, dass er müde war von den harten Spielen der letzten Wochen.
Auch in der 39ten hatte er seine Beine im Spiel. Obwohl besser wär gewesen wenn nicht, denn es gab Elfer für die Eintracht. Und den ließ sich David Moreno nicht entgehen. Tor, 3:1 für die Hausherren.
Koert Middelhoven machte das Halbzeitergebnis noch grausamer für die Welser. 4:1 nach einem strammen Schuß aus 20 Metern.
Doch kurz vorm Pausentee noch eine Chance für Jeremey Baert. Streitenbürger hatte ihm ein perfektes Gastgeschenk aufgelegt, jedoch konnte der Belgier diese Möglichkeit nicht nützen.
Während sich Baert noch ärgerte, lief schon der Konter. Der Ball kam zu Dejan Prasch, jedoch ging dessen Schuß knapp am Tor vorbei.
Noldi Streitenbürger war durch seinen Fehler von vorhin noch so verunsichert, dass er Baert in der 45ten Minute brutal von hinten umschnitt. Er sah dafür Dunkel-Gelb und erntete böse Blicke vom Belgier, der gerade noch in Zaum gehalten werden konnte.
Pause und zufriedene Gesichter bei den Grazer Kickern, während die ROBianer ihre sonst so kampfstarke Leistung nicht abrufen konnten. Schwoch war dennoch gnädig und beruhigte die Gemüter. Vor allem Jeremey Baert brauchte Zuspruch, nachdem ihm am Wochenende Hollenstein den Platz in der Ersten abgenommen hatte.
Die zweite Hälfte begann brutalst für die ROB-Spieler. Stelvio Nardelli war höchst motiviert und konnte bereits nach 5 Minuten auf 5:1 stellen. Da waren die Aussenverteidiger aus Wels zu weit aufgerückt!
Alberto Fernandez zeigte in der 59ten eine etwas ausgefallene Strategie an einen Elfer zu kommen. Er stellte sich einfach selbst das Bein und fiel laut aufjohlend in den Strafraum. Kein Strafstoß aber Gelb für diesen kreativen Täuschungsversuch.
2 Minuten später aber dann wenigstens Freistoß durch David Moreno, der den Ball unhaltbar in die Maschen hämmerte. 6:1, eine bittere Lehrstunde für die ROB-Reserve. Helmut Batarilo, der erst vor kurzem aus dem Nachwuchs aufgenommen wurde, spielte frech auf und rannte in der 67ten allen auf und davon um kurz vor der Torlinie noch einmal auf sein großes Vorbild Baert aufzuspielen, der sich diese Chance nicht entgehen ließ. Tor für ROB, 2:6 und die "BABA-Brüder" (Baert-Batarilo) hatten erneut zugeschlagen!
Kurz vor der ROB-Viertelstunde fiel jedoch auch schon wieder der nächste Grazer Treffer. Moreno war erneut der Torschütze und verzeichnete damit einen Hattrick.
Die ROB-Fans applaudierten lautstark als die letzten 15 Minuten begannen und waren auch so fair für Janusz Markhof vom Gegner zu klatschen, als sich dieser leicht verletzte, aber dennoch weiterspielte. Der ROB-Nachwuchs am Flügel, Reinhard Seidl, wird am Flügel immer mehr zum Mann der Stunde. Wie schon des öfteren bewiesen, hatte er auch dieses Mal das Sagen auf seiner Seite und spielte in der 80ten ideal auf Helmut Batarilo, der dieses Mal selber einnetzte. Schwoch war unsagbar stolz auf seine Eigenbau-Spieler und jubelte den beiden zu!
Da schmerzte es auch nicht ganz so, als Brisco Howingsbrook sogar noch das 8:3 machte.
Mehr Schmerzen verursachte die Aktion von Jeremey Baert kurz nach dem letzten Treffer des Tages. Er hatte da noch eine Rechnung offen mit Streitenbürger, dem er kurz vorm Ende den Ellbogen ganz nah vor die Augen hielt. Naja, eigentlich zu nah, denn der Gegner gings zu Boden und Baert mit DUNKEL-Rot vom Platz.
Unfeine Szene des Belgiers, der sich aber dennoch mit zwei Toren in die Schützenliste eintrug.
Dann wars vorbei, und alle waren wieder gut miteinaner. Es wurden noch einige Bierchen gemeinsam gekippt, ehe die ROB-Elf mit einer gehörigen sportlichen Tracht Prügel nach Hause fuhr.
Schwoch nach dem Spiel: "Hör mir zua mei Freind (Beste Hans Krankl-Manier)! Heit is eh um nix gaunga, a waun ma valorn hom, wir kumman noch graz um a gaudi z´hom! Und jetzt geh ma aus´n liacht du wirfst ma an zu braden schott´n"
Spieler des Tages: Eigentlich Jeremey Baert im Alleingang, aber er teilt sich den Titel mit Helmut Batarillo. Also gibt es heute ein "Bruderpaar des Tages"!
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